Bedeutung des Grusses an die Sonne
Der Sonnengruss entwickelte sich aus einer Reihe von Gebetshaltungen an die Sonne. Das Sonnengebet,
wie die Abfolge auch genannt wird, gehörte ursprünglich nicht zum Hatha Yoga. Es wurde erst später von
erleuchteten Weisen aus dem vedischen Zeitalter entwickelt.
Die rhythmische Reihenfolge der Asanas
reflektieren die vierundzwanzig Stunden eines Tages, die zwölf Zodiakphasen eines Jahres, so wie den
Biorhythmus des Körpers. Jede Stellung bekam von den Weisen ein eigenes Mantra, welche die verschiedenen
Aspekte der Göttlichkeit der Sonne zelebriert. Traditionell wird der Gruss während des Sonnenaufgangs
und Sonnenuntergangs vollzogen.
Surya Namaskar lockert den ganzen Körper und ist ideal zur Aufwärmung für die Asanas. Es werden alle
Muskeln, Gelenke und Organe effektvoll angeregt, gestreckt und massiert. Es ist eine wirksame Abfolge
von Stellungen, die ein aktives und gesundes Leben begünstigen.
Der Sonnengruss bereitet dich auch auf
das spirituelle Erwachen vor und fördert die Achtsamkeit. Die tägliche Ausführung bringt das Pingala Nadi
in einen harmonischen Zustand. Dabei wird das mentale und physische Energiesystem ausgeglichen. Im Yoga
verkörpert die Sonne das Pingala Nadi, der wichtigste pranische Kanal der vitalen Lebensenergie.
Die Abfolge der 12 Stellungen des Sonnengrusses (Sonnenuntergang in Galgibaga, Indien)
Ausführung der einzelnen Stellungen von Surya Namaskar
Bevor du mit dem Sonnengruss anfängst nimmst du eine stehende Haltung ein, führe die Füsse zusammen.
Die Arme sind entlang des Körpers gestreckt. Schliesse die Augen und richte die Achtsamkeit auf deinen
Körper. Entspanne dich, du bist im Hier und Jetzt. Fühle wie du von der Schwerkraft angezogen wirst.
Spüre die Verbundenheit mit der Mutter Erde. Werde dir der Vitalkraft bewusst, die von der Erde ausgeht
und deinen ganzen Körper durchströmt.
Grüsse und verehre die Göttlichkeit der Mutter Erde, von welcher alles Leben entspringt, die Shakti-Energie.
Richte nun den Gruss und die Verehrung an die Sonne, dem Vater des Lichts, der Shiva-Energie. Zuletzt
bringst du die Wahrnehmung zu Bruhmadia, dem Augenbrauenzentrum, dem Kshetram des Ajna-Chakras.
Visualisiere dort eine leuchtend rote aufgehende Sonne, die Körper und Geist mit ihren belebenden und
heilenden Strahlen durchströmt.
Die Abfolge
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Gebetsstellung (Pranamasana)
Atme normal ein und aus.
Stehe aufrecht mit geschlossenen Füssen, die Hände in Anjali-Mudra, der Gebetshaltung vor der Brust.
Mantra: Om Mitraya Namaha
(gegrüsst sei unser aller Freund)
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Rückwärtsbeuge (Hasta Utthanasana)
Atme ein.
Strecke die Arme über den Kopf nach oben, beuge aus der Taille zurück, die Beine sind gerade.
Mantra: Om Ravaye Namaha
(gegrüsst sei der Strahlende)
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Hand-Fuss-Stellung (Pada Hastasana)
Atme aus.
Beuge dich nach vorne und lege die Handflächen flach auf den Boden, die Fingerspitzen sind in einer
Linie mit den Zehen. Evtl. musst du die Knie etwas beugen.
Mantra: Om Suryaya Namaha
(gegrüsst sei der, der Vitalität und Aktivität verleiht)
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Reiterhaltung (Ashwa Sanchalanasana)
Atme ein.
Strecke das rechte Bein nach hinten und berühre mit dem Knie den Boden. Beuge zurück und schaue nach oben.
Mantra: Om Bhanave Namaha
(gegrüsst sei der, der erleuchtet)
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Bergstellung (Parvatasana)
Atme aus.
Bringe den linken Fuss neben den rechten, hebe gleichzeitig den Po und senke den Kopf zwischen die Arme so,
dass ein Dreieck gebildet wird. Die Fersen bleiben, wenn möglich auf dem Boden.
Mantra: Om Khagaya Namaha
(gegrüsst sei der, der sich durch die Lüfte bewegt)
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Achtfache-Stellung (Ashtanga Namaskar)
Atem anhalten. Einsteiger können auch ein und ausatmen.
Setze Knie, Brust und Kinn gleichzeitig nach unten auf den Boden, die Zehen aufgestellt. Einsteiger
können zuerst die Knie, danach die Brust und dann das Kinn auf den Boden setzen. Der Po ist maximal angehoben.
Mantra: Om Pushne Namaha
(gegrüsst sei der, der Stärke verleiht)
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Kobrastellung (Bhujangasana)
Atme ein.
Senke die Hüften, stecke die Beine und Zehen nach hinten, beuge den Oberkörper zurück. Richte den Kopf auf.
Mantra: Om Hiranya Garbaya Namaha
(gegrüsst sei das goldene kosmische Selbst)
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Bergstellung (Parvatasana)
Atme aus.
Ziehe die Zehen nach vorne. Hebe nun gleichzeitig den Po und senke den Kopf zwischen die Arme so, dass ein
Dreieck gebildet wird. Die Fersen bleiben, wenn möglich auf dem Boden.
Mantra: Om Marichaye Namaha
(gegrüsst sei der Herr der Dämmerung)
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Reiterhaltung (Ashwa Sanchalanasana)
Atme ein.
Strecke das andere Bein, das linke nach hinten und berühre mit dem Knie den Boden. Beuge zurück und
schaue nach oben.
Mantra: Om Adityaya Namaha
(gegr. sei der Sohn von Aditi, der kosmischen Mutter)
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Hand-Fuss-Stellung (Pada Hastasana)
Atme aus.
Setze den rechten Fuss nach vorn, neben den linken. Aus der Taille heraus nach unten beugen, lege die
Handflächen flach auf den Boden, die Fingerspitzen sind in einer Linie mit den Zehen. Evtl. musst du
die Knie etwas beugen.
Mantra: Om Savitre Namaha
(gegrüsst sei der Herr der Schöpfung)
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Rückwärtsbeuge (Hasta Utthanasana)
Atme ein.
Hebe die Arme nach vorn, dann hoch und über den Kopf. Beuge den Oberkörper und die ausgestreckten Arme
aus der Taille nach hinten.
Mantra: Om Arkaya Namaha
(gegrüsst sei der, der verehrt werden sollte)
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Gebetshaltung (Pranamasana)
Gehe in die aufrechte Stellung zurück, die Hände in der Gebetshaltung vor der Brust. Halte die Unterarme
waagrecht.
Mantra: Om Bhaskaraya Namaha
(gegrüsst sei der, der zur Erleuchtung führt)
Diese zwölf Stellungen ergeben eine halbe Runde. Die nächste halbe Runde wird genau gleich ausgeführt,
allerdings wird in der Stellung IV., der Reiterhaltung, das linke Bein anstatt des rechten nach hinten
gesetzt. In der Haltung IX., ebenfalls bei der Reiterhaltung, setzt du rechte Bein nach hinten. Diese
insgesamt 24 Stellungen ergeben somit eine ganze Runde.
Zeit und Dauer
Idealer Weise wird der Sonnengruss während dem Sonnenaufgang, bei genügend warmen Temperaturen draussen,
geübt. Ebenfalls hervorragend geeignet ist die Zeit während dem Sonnenuntergang. Zur Aufwärmung für die
Asanas kann er auch zu jeder anderen Zeit ausgeführt werden, sofern der Magen leer ist.
Beginne mit 3 Runden und steigere allmählich bis zu 12 Runden. Geübte können auch mehr Runden ausführen.
Unter Führung eines kompetenten Yogalehrers kann der Sonnengruss 108 Mal täglich gemacht werden, nämlich
ganz besonders, wenn ein Reinigungsprozess stattfinden soll. Bei der spirituellen Ausführung werden die
Stellungen langsam ausgeführt. Ganz besonders schön und rhythmisch lässt sich Surya Namaskar mit
entsprechender Musik durchführen.
Gesundheitliche Auswirkung
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Aufwärmung und Vorbereitung für die Yoga-Stellungen
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Gelenke und Wirbelsäule werden beweglicher
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Die Taille wird schlanker
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Günstige Beeinflussung des Hormonsystems
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Rhythmische, tiefe Atmung und damit Anreicherung des Blutes mit Sauerstoff
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Herzkreislauf-, Atem- und Verdauungssysteme werden angeregt
Der klassische Sonnengruss mit Shiva Rea
Das folgende Video zeigt eine wunderschöne Ausführung mit dem Song «Guru Brahma» von Shaman’s Dream. Shiva Rea zeigt die Variante für Einsteiger und eine für Geübte.
Du kannst die Musik zum Sonnengruss als MP3 herunterladen:
Song: Guru Brahma
Album: Kerala Dream
Künstler: Shaman's Dream
Datei-Format: MP3
Bit Rate: 320Kbps
Dauer: 08m : 42s
Surya Namaskar Mantra
Surya Namaskar ist noch wirkungsvoller, wenn der Gruss mit den Mantras ausgeführt wird. Sie werden entweder
laut gesungen oder mental während der Abfolge rezitiert. Singe zum Beispiel viermal die Abfolge der Mantras
laut. Nachher wiederholst du sie mental und führst die korrekte Atmung zum Sonnengruss aus.
Lerne die Sanskrit-Aussprache zum Surya Namaskar Mantra (englisch)
Das korrekte Singen der 12 Mantras verwandelt die körperliche Praxis in eine tiefgründe spirituelle Praxis.
Mit der Ergänzung der Mantras wird Surya Namaskar zu einem vollständigen Sadhana, welches die körperlichen,
geistigen und spirituellen Aspekte miteinbezieht.