Die eigene Wahrnehmung hinterfragen
Der Kopfstand, in Sanskrit Sirshasana, ist die Königsstellung aller Asanas. Sie ist eine der
wirkungsvollsten Haltungen, um das Sahasrara-Chakra zu aktivieren. In dieser umgekehrten Stellung
sieht man die Welt aus einem anderen Betrachtungswinkel und daher ist es auch eine optimale Übung,
um sich in andere hinein zu versetzen. Oft beurteilen wir Situationen aus unserer eigenen
subjektiven Perspektive und tendieren dazu, dies als die einzige richtige Wahrheit zu sehen.
Gerade wenn wir uns mit den asiatischen oder anderen, der westlichen fernen Kulturen auseinandersetzen,
entdecken wir, dass die Sprache, Schrift, Erziehung, Religion und viele weitere Faktoren starken
Einfluss auf die persönliche Sichtweise haben. Tantra lehrt uns generell von Beurteilungen
wegzukommen, oder in der Vipassana-Meditation "Die Dinge zu sehen, wie sie wirklich sind". Sobald
wir eine gewisse Zeit in den Mokassins von anderen versuchen zu laufen, werden wir feststellen,
dass es uns niemals gelingt sich komplett in eine andere Person hinein zu begeben.
Die Schlange und das Seil - Rajjusarpa Nyaya
Laut der uralten Lehre der Nichtdualität Advaita Vedanta
ist die Welt Maya, nur eine Illusion. Mit der Analogie vom Seil und der Schlange versucht die
Lehre diese Theorie zu veranschaulichen:
Ein Wanderer geht einen Pfad im halbdunklen Wald entlang. Plötzlich sieht er eine giftige Schlange,
die sich ihm in den Weg stellt.
Er dreht sich um und rennt davon. Als die Sonne hinter der Wolke
hervortrat und es wieder etwas heller wurde, kehrt er zurück und stellt fest, dass nur ein
zusammengerolltes Stück Seil auf dem Boden liegt. Die Schlange war bloss in seiner Einbildung.
Dem Mann wird es bewusst, dass es im Dunkeln schwierig ist die Realität zu erkennen, wie sie
tatsächlich ist. Die Unwissenheit schwindet in der aufdämmernden Selbsterkenntnis und durchbricht
den Schleier von Maya.
Positive Auswirkungen des Kopfstands
Der Kopfstand ist eine der wohltuendsten Haltungen, belebt Körper und Geist. Durch den reichlichen
Zufluss von Blut wird die Gedächtnisleistung gefördert. Die Umkehrung der Schwerkraft im Körper
vermindert Spannungen im Rückenbereich. Die Regeneration des Gewebes wird durch den gegenströmenden Blutfluss
in den Beinen und Gedärmen aktiviert.
Zusätzlich wird das Kohlendioxyd in den Lungen durch den Druck der Bauchorgane auf das Zwerchfell
abtransportiert. Die Stellung hat ausserdem positive Auswirkungen auf mentale Blockaden wie
Ängste. Und nicht zuletzt wird die sexuelle, die Sonnenenergie in spirituelle umgewandelt, wo sie optimal für
die Meditation genutzt werden kann.
Kopfstand Schritt 1: Fersensitz als Ausgangsposition
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Kopfstand Schritt 2: Anjali Mudra im Fersensitz
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Kopfstand Schritt 3: Bestimme den Abstand der Ellbogen
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Kopfstand Schritt 4: Verschränke die Finger
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Kopfstand Schritt 5: Setze Krone des Kopfes auf den Boden
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Kopfstand Schritt 6: Hebe die Hüfte hoch
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Kopfstand Schritt 7: Hebe die Füsse vom Boden hoch
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Kopfstand Schritt 8: Endhaltung, der Körper ist gerade und senkrecht
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Schritt für Schritt Ausführung des Kopfstands
Schritt 1: Ausgangsposition
- Nehme den Fersensitz (Vajrasana) ein. Platziere die Hände auf den Oberschenkeln, nahe den Hüften. Die Handflächen zeigen nach oben.
- Schliesse die Augen und entspanne Körper und Geist. Geniesse den Augenblick im "Hier und Jetzt".
Schritt 2: Anjali Mudra
- Öffne die Augen und führe die Hände in Anjali Mudra, der Gebets-Handgeste zusammen.
- Konzentriere dich.
Schritt 3: Hinknien und Abstand der Ellbogen abmessen
- Knie dich hin und verlagere das Gewicht auf die Unterarme.
- Bestimme nun den Abstand der Ellbogen, indem die Finger auf die Ellbogen zeigen.
Schritt 4: Finger verschränken
- Ohne die Position der Ellbogen zu verändern legst du die Hände vor dich hin und verschränkst die Finger.
- Damit bildest du eine dreieckige Stütze, um den Kopf hinein zu legen.
Schritt 5: Platziere den Kopf in das Dreieck
- Lege jetzt die Krone des Kopfes auf den Boden.
- Der Hinterkopf liegt in den gefalteten Händen, so dass er gut im Dreieck verankert ist.
Schritt 6: Hüfte hochheben
- Hebe die Knie und den Po hoch. Strecke die Beine.
- Gehe mit den Füssen nahe zum Rumpf.
- Der Rücken ist möglichst senkrecht.
Schritt 7: Füsse langsam heben
- Beuge die Knie zur Brust und hebe achtsam die Füsse hoch.
- Bewege die Hüfte weiter nach hinten.
- Das Gewicht wird vorwiegend durch die Ellbogen gestützt.
Schritt 8: Endhaltung
- Hebe die Füsse weiter hoch und Strecke die Beine.
- In der Endhaltung ist der Körper in einer senkrechten, geraden Linie.
- Die Füsse fallen locker nach unten.
Schritt 9: Auflösen der Stellung
- Löse die Stellung in umgekehrter Reihenfolge langsam auf.
- Relaxe einige Zeit in der Kindsstellung, nachher in der Totenstellung.
Anmerkung: Das Üben des Kopfstandes darf nur unter der Aufsicht eines
erfahrenen Yoga-Lehrers oder einer anderen qualifizierten Person, wie z.B. Sportlehrer erfolgen. Die
Verletzungsgefahr wäre sonst zu gross. Bitte beachte die folgenden Punke:
-
Übe zuerst unter Aufsicht und mit Hilfe einer qualifizierten Person, welche dir hilft das Gleichgewicht
zu stabilisieren.
-
Danach kannst du mit Hilfe gegen eine Wand üben, später auch alleine gegen die Wand.
-
Im nächsten Schritt lernst du das Abrollen beim Fall nach hinten, unter zu Hilfenahme einer weichen Matte.
Das Üben des Abrollens darf nicht unterlassen werden, um wirkliche Fortschritte von Sirshasana zu erzielen.
Irgendwann fällst du bestimmt nach hinten. Um eine Verletzung zu vermeiden, ist es von höchster Wichtigkeit
den Sturz korrekt abzufangen.
-
Erst wenn du mit den vorangehenden Schritten vertraut bist, übst du alleine.
Sirshasana für Fortgeschrittene
Sobald du den ganzen Körper senkrecht in eine Linie gebracht hast und das Gleichgewicht stabilisiert ist,
versuchst du die Augen zu schliessen und in der Endhaltung zu entspannen. Versuche die Dauer der Stellung
kontinuierlich auf 10 - 15 Minuten, oder auch länger auszudehnen. Achte aber darauf, dass es immer angenehm
bleibt.
Bei einer guten Blutzirkulation löst du die Stellung auf, indem du in Vajrasana mit Anjali Mudra, wie in
Schritt 2, zurück kommst. Nach einiger Zeit führst du die Hände auf die Oberschenkel, die Handflächen nach oben
schauend, analog Schritt 1, und entspanne einige Minuten in dieser Position. Mein Guru Raviji pflegte immer
den Begriff: "Feel the sensation in the whole body." Übersetzt etwa: "Spüre die Empfindung im ganzen Körper."
Kofpstand-Varianten für Fortgeschrittene
Ungestützter Kopfstand
Niralamba Sirshasana
Beim Ungestützten Kopfstand nimmst du die Ausgangslage analog Sirshasana ein. In der Position 5
legst du die Arme gestreckt von der Brust schulterbreit auf den Boden. Wie bei Sirshasana hebst du
jetzt die Beine nach oben. Sobald du die Endhaltung eingenommen hast, kannst du versuchen die Hände
näher und näher zusammen zu bringen.
Stirngetragener Kopfstand
Kapali Asana
Diese Stellung wird gleich wie Sirshasana ausgeführt, allerdings wird das Gewicht hauptsächlich auf
der Stirn getragen. In der Position 5 wird die Stirn auf den Boden gelegt, die Nase touchiert
ebenfalls leicht den Boden. Anschiessend hebst du die Beine wie in Sirshasana.
Kopfstand im Lotus
Urdhwa Padmasana
Nehme zuerst Sirshasana ein. Sobald das Gleichgewicht gut eingepegelt ist, nehme langsam den
rechten Fuss vor den linken Oberschenkel, möglichst nahe zur Hüfte. Danach führts du den linken
Fuss vor den rechten Oberschenkel, wie in Padmasana. Nun versuche die Füsse möglichst Nahe zur
Hüfte zu bringen. Um in die Endhaltung zu gelangen, steckst du den gesamten Körper.